Letzten Montag hatten wir die Aufgabe, Rezensionen von "Axolotl Roadkill" durchzulesen und zu überdenken. Wir sammelten in der Klasse möglichst viele Informationen und tauschten sie gegenseitig aus, damit wir dann eine Diskussion darüber führen konnten. Ich fand es spannend, die Meinungen der Klasse zu hören. Besonders, weil die Meinungsverschiedenheiten doch ziemlich gross waren.
Die Frage, ob Helene Hegemann nur eine "Kopiererin" ist, oder ob sie doch Talent gezeigt hat in "Axolotl Roadkill", konnten wir uns nicht wirklich beantworten. Die einen haben versucht Helene Hegemann in Schutz zu nehmen, da sie ja doch erst 17 Jahre alt ist, und sie so oder so eine grosse Arbeit geleistet hat (sei sie eine Kopiererin oder nicht). Sie sehen es zwar auch so, dass Helene vieles kopiert hat, aber die restlichen Seiten hat sie ja doch selber geschrieben, was für ihres Alter einfach nur erstaunlich ist.
Andere Leute aus der Klasse sehen das Alter nicht als Entschuldigung. Klar sie ist siebzehn und hat grossen Erfolg mit "ihrem" Buch. Sie musste viele Recherchen machen, um über gewisse Themen (u.a. Drogen) so genau Bescheid zu wissen. Helene hat bestimmt viel Zeit investiert, um ein so grossartiges und beliebtes Buch zu kreieren. Das Buch ist ein Erfolg, keine Frage. Aber kann man wirklich sagen, dass es von der 17-Jährigen geschrieben wurde?
Meiner Meinung nach, kann man die Frage leider nicht mit einem "Ja" beantworten. Anfangs war ich wirklich begeistert von der Schreibweise des Mädchens. Klar, die Ausdrucksweise ist ziemlich vulgär, aber die Satzbildungen und Wortzusammensetzungen sind äusserst originell und "anders". Hauptsächlich war es wirklich das Talent des Mädchens, das mich beeindruckte, und nicht das Thema. Und genau deshalb war ich schon fast etwas enttäuscht, als ich mehr über die Entstehung des Buches erfahren habe. Anscheinend stammen nicht alle Sätze der Geschichte nur aus den Fantasien der Autorin. Vieles hat sie auch von einem Blogger (Airen) übernommen. Ab und zu sogar wortwörtlich übernommen. Ich dachte anfangs, "naja, jeder Autor lässt sich von anderen Leuten inspirieren". Aber als ich dann einige Beispiele sah, wurde mir klar, dass genau die originellsten Ausdrücke nicht von Helene stammen, sondern von Airen. Zudem stimmt die Geschichte ihres Buches so ziemlich mit Airens Biografie überein. Das heisst, nicht mal die Handlung ist aus ihrer Fantasie entstanden... Und da musste ich schon sagen, dass das Buch nicht alleine von Helene geschrieben wurde.
Ich kann schlussendlich immer noch sagen, dass ich mehr oder weniger der gleichen Meinung bin, wie ich schon in der letzte Woche war. Da mich auch das Thema nicht wahnsinnig interessiert, werde ich das Buch sehr wahrscheinlich nicht zu Ende lesen.
Hier noch einige Beispiele von Helene und Airen:
Axolotl Roadkill, Seite 36:
“Ophelia steht auf dem Klodeckel, um drei Lines Speed auf der Trennwand zur Nachbartoilette zurechtzumachen.”
Wir vergleichen mit Strobo, Seite 146:
“…als sich das als zu kompliziert erweist, klettert Marc auf die Klobrille und macht die Lines an der Grenze zu Nachbartoilette zurecht.”
In Axolotl Roadkill auf Seite 52 spricht Helene Hegemann von “Technoplastizität”. Ein Begriff, den Airen auf Seite 118 seines Buches verwendete.
Axolotl Roadkill, Seite 72:
“Wir erfahren an dieser Stelle, dass ich nicht nur neben Edmonds Keyboard aus eloxiertem Aluminium gekotzt, sondern mich (gleichermaßen skrupellos) mit dem Argument »Scheiß Kapitalismus!« geweigert habe, ihm meine Schulden vom Vortag zurückzuzahlen.”
Bei Airen liest sich das auf Seite 123 so:
“Wie ich eben erfahre also angeblich mit dem Argument »Scheiß Kapitalismus!« geweigert zu bezahlen, neben die Bar gekotzt und paar Tische umgeschmissen.”
Axolotl Roadkill, Seite 74:
“Ich mache drei Schritte nach vorn und knalle rückwärts gegen irgendeinen sich im öffentlichen Raum befindlichen Werbeträger von Langnese. Ich drehe mich um und knalle rückwärts gegen einen grobporigen Typen in grünen Klamotten. Er [der Polizist] setzt mich in ein Taxi…”
Wir vergleichen mit Strobo, Seite 124:
“Ich steige aus, mache drei Schritte nach vorn und pralle rückwärts gegen die Bahn. Dann stehe ich auf, mache drei Schritte nach vorn und pralle rückwärts gegen die Bahn. Schließlich kommen zwei so grobporige Bahnbullen und verfrachten mich in ein Taxi.”
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